Siegfried Heinrichs und der Oberbaumverlag

Kleine Auswahl

Kleine Auswahl

Seit Weihnachten nichts „gebloggt“, Schande!!!! Aber mein gut gefülltes Lager an nagelneuen Büchern des Oberbaum- Verlages und die in den letzten Wochen vermehrte Nachfrage nach einem Buch von Andrej Platonow. Das Volk Dshan. Der Takyr. Die Baugrube inspirierten mich, natürlich aus reinem Geschäftsinteresse…puhhhh… hier einmal diesen kleinen Berliner Verlag, der nun schon lange nach dem Tod Siegfried Heinrichs‘ nicht mehr existent  ist, vorzustellen.

Es mögen schon über 20 Jahre vergangen sein, als nach einer Lesung in meinem Plauener Antiquariat Siegfried Heinrichs mir anbot, den gesamten Restbestand des Verlages aufzukaufen, da wohl die Berliner Lagermiete für die Bücher ein weites den Erlös der Bücher übersteigen würden. Kaum eine Woche später standen die Paletten, gefüllt mit Oberbaum- Büchern, vor meinem Geschäft in der Marktstraße. Platz war genug da.

Ich glaube zu dieser Zeit war mir der literarische Wert der Bücher noch nicht bewußt. Schnell verkaufte sich Marais Tagebücher, Pasternak und auch Mandelstam, der Aufkauf sollte sich schnell für mich amortisieren.

Heute halte ich die wirklich schön gestalteten, noch teilweise in Leinen eingebundenen Exemplare in der Hand und weiß deren Einzigartigkeit mehr zu schätzen anhand des vielen „Literaturmülls“,  der über uns ergossen wird.

Es lohnt sich, Heinrichs Biografie zu verfolgen, ein Sachse, ein Verfolgter, 3 Jahre Zuchthaus Waldheim, Dissident, Schriftsteller , Arbeiter und Verleger im Westen, Entdecker Sándor Marais und Herausgeber vieler vergessener, wie er verfolgter osteuropäischer Schriftsteller . Leider blieb ihm der ganze großer Erfolg versagt und andere  mächtigere Verlage konnten mit mehr geschäftlicher Raffinesse Marai zum Bestseller- Autoren avancieren. Der Kapitalismus hat ihn besiegt, die angeblich freie Gesellschaft, für die er gekämpft hat, holte ihn ein.

„das mögliche des tages: einem wort, vielleicht einem satz, leben“ So im Mai 1993 in Plauen in mein Lyrikband geschrieben. Immer für ich zur Hand, immer wieder gelesen.

Bleibt mir noch ein Zitat von Utz Rachowski über Siegfried Heinrichs: Solche Autoren bekommen dann nach der „Wende“ natürlich auch keine Ehrengabe der Schillerstiftung oder den Lessing-Preis aus Kamenz, sie bleiben gemieden, die „literarische Welt“ hat mit sich zu tun .

Planitz, den 07.07.2015

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